Eines ist Foxcatcher, das neueste Werk von Regisseur Bennett Miller, sicherlich nicht: Mainstream. In Anbetracht des derzeitigen Status als Oscaranwärter ist dies durchaus aller Ehren wert, da sich in diesem Metier nicht selten für eine massentauglichere Inszenierung entschieden wird. Miller lässt sich darauf jedoch nicht ein und konfrontiert den Zuschauer mit einem ungewöhnlich kühlen und stillen Drama, das gewissermaßen auf hohem Niveau scheitert.
Die subtile Spannung, die der Trailer versprach, ist auch im Endprodukt auf der Leinwand allgegenwärtig. Das ungemütliche Gefühl, dass jeden Moment etwas Unheilvolles passieren könnte, ist fast den ganzen Film über ein ständiger Begleiter. Trotz dieser düsteren und bedrohlichen Atmosphäre schafft es der Regisseur dennoch nicht wirklich, einen zu packen und mitzureißen. Miller geht äußerst dezent mit den filmischen Stilmitteln um. So verzichtet er fast komplett auf Musik, auch die ruhige Kameraführung passt sich dieser Herangehensweise an und mutet fast schon dokumentarisch an. Doch kommt das dem gesamten Film nicht immer zugute. In vielen Szenen wird diese Art der Inszenierung zu sehr ausgereizt, was Foxcatcher eine gewisse Langatmigkeit verleiht. Selbst der dramatische Höhepunkt des Films wird fast beiläufig inszeniert. Die vielversprechende Story wird dadurch leider verschenkt.
Dennoch wäre es falsch, das Drama als misslungen zu bezeichnen. Zu gut ist hierfür das Schauspiel von Steve Carell, Channing Tatum und Mark Ruffalo. Alle drei liefern bemerkenswert starke und intensive Vorstellungen ab und zeigen jeweils die wohl besten Leistungen ihrer Karriere. Vor allem Carell und Tatum überraschen, da sich beide mehr als überzeugend von ihrem jeweiligen Image als Spaßvogel bzw. Sexsymbol loseisen können. Dies gelingt sowohl durch ihre Darstellungen, als auch durch die physischen Veränderungen, die durch die grandiose Maske ermöglicht wurden. Carell ist mit falscher Nase kaum wiederzuerkennen und gleicht, passend zum Spitznamen seines Filmcharakters John DuPont, einem Greifvogel. Der „Golden Eagle“ wacht stets mit Adleraugen über seine Schützlinge, dessen Motivation jedoch eher von Kontrollsucht statt väterlicher Liebe geleitet wird. So entsteht zwischen dem Millionär und dem Ringer Mark Schultz eine Art Abhängigkeitsverhältnis, das verheerende Auswirkungen auf alle Beteiligten hat.
Channing Tatums üblich reduzierte Mimik ist wie geschaffen für die Rolle von Mark. Mit seinem grobmotorischen Gang und dem verbissenen Ausdruck im Gesicht verkörpert er perfekt den Kraftklotz, der von Ehrgeiz getrieben ist und doch eine verletzliche Seele in sich trägt. Seine ablehnende Aura, mit dem er seine Mitmenschen auf Distanz hält, überträgt sich leider auch auf den Zuschauer. Somit ist sein Bruder David, brillant gespielt von Mark Ruffalo, der einzig wirkliche Sympathieträger in Foxcatcher, was den Zugang zum Film nicht gerade erleichtert.
Vermutlich war dies auch genau die Intention von Bennett Miller, womit er ein sehr anspruchsvolles, aber auch etwas sperriges Drama geschaffen hat. Trotz grandioser Darstellerleistungen nimmt man nämlich überraschend wenig Anteilnahme am Schicksal der Figuren. Für einen Film, der stark auf die Charaktere bezogen ist, ist das nicht gerade von Vorteil. Stilistisch gibt es dennoch wenig zu bemängeln und die Dauerpräsenz des Bedrohlichen tröstet auch über einige Längen und deplatziert wirkende Momente von homoerotischen Untertönen zwischen DuPont und Mark Schultz hinweg.
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