Triple 9 (2016)

Vier Jahre sind vergangen, seit der gefeierte Australier John Hillcoat auf dem Regiestuhl Platz nahm. Nachdem er sich u.a. bereits dem Western (The Proposition), der Endzeit-Elegie (The Road) und dem Prohibitionsdrama (Lawless) gewidmet hatte, legt er nun mit Triple 9 einen geradlinigen Cop-Thriller vor und weiß auch in diesem Genre zu überzeugen. Dass er dabei seinen wohl massentauglichsten Film abgeliefert hat, werden einige Kritiker als schlichten Opportunismus abtun. Als Wunsch nach einem richtigen Kassenschlager. Damit würde man ihm jedoch unrecht tun, denn Triple 9 ist mehr als ein gewöhnlicher Action-Streifen geworden.

Wie gewohnt, gelingt Hillcoat im Film der Aufbau einer eigenen Welt, in die man sich als Zuschauer nur zu gerne begibt, um sich von der atmosphärischen Dichte einnehmen zu lassen. Dafür bedient er sich jedoch nicht an außergewöhnlichen Kameraeinstellungen oder überoriginellen Regie-Einfällen. Es ist eher die bewusste Auseinandersetzung mit genretypischen Versatzstücken (Bankraub, Korrupte Polizisten, Mafia etc.), die für positive Verwunderung sorgt. Verwunderung darüber, dass das Gesehene jedem bekannt vorkommen dürfte und trotzdem durchweg für Spannung sorgt. Da stören auch tatsächlich die fehlende Raffinesse des Drehbuchs und das ein oder andere Logikloch nur noch bedingt.

Ebenso erweist John Hillcoat abermals ein erstaunliches Gespür für die richtige Besetzung, die wie ein Best-of von Alt-und Jungstars daherkommt und dadurch eine geradezu erfrischende Wirkung erzielt. Ob es nun die erwartungsgemäß erstklassig agierenden Anthony Mackie, Chiwetel Ejiofor, Clifton Collins Jr. und Woody Harrelson sind oder die herrlich gegen ihr Image besetzte Oscarpreisträgerin Kate Winslet als eiskalte Russenmafia-Chefin. Hier beweist jeder Spielfreude und füllt seine Rolle mit Energie und Überzeugungskraft aus. Einzig den Serienstars Aaron Paul (Breaking Bad), Norman Reedus (The Walking Dead) und Michael K. Williams (The Wire) wäre mehr Leinwandzeit zu gönnen gewesen. Die weiblichen Nebendarstellerinnen Teresa Palmer und Gal Gadot sind hingegen mehr hübsches Beiwerk und Stichwortgeber, was ihre Charaktere zu belanglosen Randfiguren verkommen lässt.

Umso erfreulicher ist jede einzelne Minute, die der bravouröse Casey Affleck im Film zu sehen ist. Der 40-jährige spielt den (dauerhaft kaugummikauenden) Polizisten Chris Allen, der von einer kriminellen Bande von korrupten Cops und Ex-Soldaten im Einsatz getötet werden soll, um den titelgebenden Polizeicode 999 auszulösen. Dieser würde nämlich den Großteil der polizeilichen Einsatzkräfte zu dem Vorfall locken und den geplanten Raub der Gruppe somit erleichtern. Gemäß den Gesetzen des Genres läuft der Coup natürlich nicht wie geplant ab, was vor allem an den unterschiedlichen Temperamenten der Charaktere liegt. Die daraus resultierenden Konflikte lässt Hillcoat in durchaus brutale Situationen gipfeln und verliert dabei dennoch nicht das Interesse an seinen Protagonisten.

Triple 9 lässt sicherlich die ganz großen Überraschungsmomente vermissen und kann in erzählerischer Sicht nicht mit Klassikern wie Heat oder Cop Land mithalten. Technisch und schauspielerisch ist der Thriller jedoch auf ganz hohem Niveau und weiß dabei von Anfang bis Ende zu unterhalten. Einen Kassenschlager wird Hillcoat damit jedoch erneut nicht verbuchen können. Behalten seine Filme dadurch diese Qualität, werden das seine Fans allerdings gerne in Kauf nehmen.

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